Per Quickies durchs Universum
„Forscher vermuten, die Kolonialisierung der Galaxie würde unter der Voraussetzung, dass die Außerirdischen sich mit dem „langsamen“ Tempo von 10 bis 20 Prozent der Lichtgeschwindigkeit fortbewegten, 5 bis 50 Millionen Jahre in Anspruch nehmen.“
Abends vorm Einschlafen noch ein paar Minuten Stringtheorie oder Quantenphysik? Minkels 2-Seiter machen es möglich, schnell noch einen oder zwei Wissenshappen zu verputzen.
Im Schnelldurchgang quer von den Bestandteilen des Atoms bis zum Multiversum – 100 Themen auf je 2 Seiten – kann da mehr rauskommen als Daniel Düsentrieb Niveau? Ja, da die einzelnen Themen einerseits geschickt aufeinander aufbauen (vom Elektron zum Atom zum Molekül zum Energieerhaltungssatz zur Entropie). Zum anderen versteht es Minkel, auch komplexe Sachverhalte anschaulich zu beschreiben: Ohne allzu viel Komplexität rauscht man vorbei an chemischen und physikalischen Grundlagen, versteht endlich das Heisenberg’sche Unbestimmtheitsprinzip und staunt über die Verschränkung von Teilchen. Von Newton’schen Massen geht es zur Einstein’schen Relativität. Etwas entspannen kann man bei der Beschreibung der Planeten unseres Sonnensystems, um dann den Kopf beim Durchfliegen des Kuiper-Gürtels einzuziehen. Alle diese Beschreibungen (vom Roten Riesen, Weißen Zwerg und Schwarzen Loch) findet man natürlich auch in vielen anderen Büchern; schöne Bilder sucht man hier auch vergebens, aber das Buch bezieht seinen Reiz aus der Kürze der einzelnen Artikel.
Rätselhafte Objekte
Rätselhafte Objekte warten noch auf Aufklärung: Antimaterie, Dunkle Materie (nur 4% des Weltalls bestehen aus sichtbarer Materie) und Vakuumenergie (die Energie des leeren Raumes, die gleichmäßig im Weltall verteilt ist) begegnen einem natürlich auch im Büro hin und wieder. Alleine in der Milchstraße (mit ca. 200 Milliarden Sternen) gibt es noch viel zu entdecken, sie ist aber nur eine von 40 Buddies der Lokalen Gruppe (z.B. die Andromeda-Galaxie oder die Große Magellan’sche Wolke in 169.000 Lichtjahren Entfernung). Insbesondere die Fragen, wie Galaxien zu den jetzt zu sehenden Strukturen wurden und wie die großmaßstäbliche Struktur des Universums aussieht (z.B. stürzt der Virgo-Superhaufen allmählich in eine verborgene Gravitationsquelle, die „Großer Attraktor“ genannt wird; wie genau krümmst sich die Raumzeit?), sind interessant. Getreu dem Saarland-Motto „Großes entsteht immer im Kleinen“ lenkt der Autor den Blick dann zurück auf die inneren Mechanismen des Universums, d.h. die Teilchen und Felder, die über die gesamte Raumzeit ausgebreitet sind: Sie lernen Fermionen, Bosonen, Quarks und Leptonen kennen, um am Ende noch über Zeitreisen, Wurmlöcher und Außerirdische zu spekulieren.
Originalität | Erkenntnisgewinn | ||
Verständlichkeit | Spaßfaktor |
J.R. Minkel: Weltall für Eierköpfe. Wissenschaft in 60 Sekunden. Rowohlt Taschenbuch Verlag. 2012, 240 Seiten. |