Naturwissenschaftlicher Menschenverstand, hochpotenziert
„Wer glauben will, soll glauben, wozu braucht er noch Wissenschaft, wenn er Wunder für möglich hält?“
Dieses Buch sollten Sie nur lesen, wenn Sie bereit sind, alle Ihre Illusionen zu den Themen Glaube/Kirche, Astrologie, Alternativmedizin, Freier Wille und Leben nach dem Tod aufzugeben. Dann erwartet Sie allerdings ein famos amüsanter und respektloser Streifzug durch den State-of-the-Art naturwissenschaftlicher Erkenntnisse – Astro- und Neurophysiker treffen Kabarettisten.
Das Potpourri startet mit den Singularitäten im Universum: nach Urknall, Schwarzen Löchern, Sternen und Zwergen und Dunkler Energie (das größte ungelöste Problem der modernen Physik) gibt es noch eine Bastelanleitung für ein „Schwarzes Loch to go“, um nebenbei noch etwas Licht zu verbiegen. Wussten Sie, dass die Milchstraße nur 2 Spiralarme hat und kennen Sie den „Dunklen Fluss“, der Hunderte Galaxienhaufen in einer Länge von Milliarden Lichtjahren in Richtung des Sternbilds Centaurus bewegt?
Gehirn, Exorzisten und Kotzbomber
Vom Weltall geht’s in flottem Tempo ins Innere des Gehirns, wo man der Aktivierung von Neuronenmustern zur Gedankenbildung zuschauen kann; ein paar Tipps zur Vermeidung von Alzheimer durch Koffein, Wasser und Klavierspielen leiten über zum Schicksal von Ameisen in der Mikrowelle.
Eine Reihe von religiösen Lehren müssen sich im folgenden gefallen lassen, ihre Behauptungen mit naturwissenschaftlichen Maßstäben messen zu lassen, was damit endet, dass Übers-Wasser-Laufen und In-den-Himmel-Auffahren doch mit erheblichen Zweifeln verbunden bleiben. Auch wer schon immer erfahren wollte, wie viel Geld die katholische Kirche noch im 21. Jahrhundert für die Ausbildung von Exorzisten ausgibt, wird fündig. Vom Exorzismus ist es ein kleiner Sprung zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen von Schizophrenie, Wahn, Orgasmus und Kotzbombern.
Wer Sympathien für die Alternativmedizin hegt, muss ganz stark sein, denn er erlebt, wie Wasser mit Gedächtnis, homöopathische Globuli, Schüsslersalze und Lichtfasten mit Gesetzen der Thermodynamik konkurrieren und doch eindeutig den Kürzeren ziehen. Zum – im wahrsten Sinn des Wortes – Ende hin müssen auch noch Nahtoderlebnisse daran glauben, da weiße Lichter und der berühmte Lebensfilm ganz unprätentiös mit Sauerstoffmangel und Opiatausschüttung erklärt werden. Noch Fragen?
Originalität | Erkenntnisgewinn | ||
Verständlichkeit | Spaßfaktor |
Werner Gruber, Heinz Oberhummer, Martin Puntigam: Wer nichts weiß, muss alles glauben. 2013, 236 Seiten. |