Großes entsteht immer im Kleinen
„Kommen Sie mit auf einen Spaziergang durch das Universum direkt vor unserer Haustür!“
Vieles was im Universum die letzten 13,7 Milliarden Jahre passiert ist, hat direkten Einfluss auf unser Leben – auch wenn wir im Alltagstrott nicht mehr darüber nachdenken, dass es im Winter oft kalt ist, weil die Erdachse etwas schief steht oder es nachts dunkel wird, weil das Licht sich nicht unendlich schnell bewegt.
Eingebettet in eine „Rahmenhandlung“ (Auf der Straße – Im Park – In der Bar – Untern Sternenhimmel), liest man in diesem Buch doch vieles Interessantes; einiges davon ist eher Alltagswissen: wie entstehen Wind, Wetter und Gezeiten? Wie haben die frühen Astronomen (Kopernikus, Galilei, Kepler, Brahe) sich ein Verständnis des Sternenhimmels erkämpft? Warum zeigen alle Satellitenschüsseln in Deutschland in dieselbe Richtung? Einiges davon ist tatsächlich originell: Man erfährt, dass immer noch pro Tag zwischen 30 und 400 Tonnen kosmischen Staubs auf die Erde rieseln und blickt zurück in die Zeit vor 4,5 Milliarden Jahren, als aus einer riesigen Staub- und Gaswolke unsere Sonne, die Planeten, Asteroiden und Kometen entstanden. Freistetter erklärt, was vor 65 Millionen Jahren bei der Kollision mit einem 10 km großen Objekt, das vor der Küste Mexicos einschlug, zum Aussterben vieler Lebensformen geführt hat.
Kernfusion und Relativität
Interessant sind auch die Beschreibungen der Kernfusion (Verschmelzung von Wasserstoff- zu Heliumatomen) in der Sonne, deren gesamte Masse so stark auf ihr Inneres drückt, dass dort Temperaturen von 15 Millionen Grad Celcius herrschen. Von tief im Innern der Sonne müssen sich die dabei entstehenden Lichtteilchen etwa 700.000 km durch die Gasschicht nach außen kämpfen, was wegen Ablenkung einige Zehntausend Jahre dauert (!) – in weiteren 8 Minuten sind die Lichtteilchen dann auf der Erde! Wenn in solchen Sternen wie der Sonne der Wasserstoff irgendwann aufgebraucht ist und im Kern nur noch Helium zu finden ist, kommt die Kernfusion zum Stillstand, dann beginnt der Stern wegen der Gravitation in sich zusammenzufallen; Druck und Temperaturen steigen so weit, dass nun die Heliumatome miteinander fusionieren können und Kohlenstoff entsteht. Dieses Spiel setzt sich fort, immer schwerere Elemente entstehen bis maximal zum Eisen, das nicht mehr fusionieren kann.
Zum Schluss knipst Freistetter noch die Taschenlampe im fahrenden Zug an – viele kennen dieses Beispiel zur Verdeutlichung der speziellen Relativitätstheorie. Einstein konnte dann erklären, dass Gravitation letztendlich die Auswirkung der gekrümmten Raumzeit auf die Bewegung der Himmelskörper ist. Und Sie erfahren endlich, wie man die Zeit schneller vergehen lässt: wie biegt man den Weg durch die Raumzeit, indem man beim Warten aufs Taxi noch einen Espresso am Kiosk trinkt?
Originalität | Erkenntnisgewinn | ||
Verständlichkeit | Spaßfaktor |
Florian Freistetter: Der Astronomie-Verführer. Wie das Weltall unseren Alltag bestimmt. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2014, 223 Seiten. |