Donnerstag, Dezember 5, 2024
Management

Wirtschaftsgeschichte in Sprechblasen

„Wir haben uns in einen kolossalen Schlamassel hineinmanövriert, weil wir es nicht geschafft haben, eine komplizierte Maschinerie zu beherrschen, deren Mechanismus wir nicht verstehen. (John Maynard Keynes, 1930)“, „Wir haben uns ziemlich lange geirrt.“ (Alan Greenspan, 2008) 

Goodwin und Burr demonstrieren, dass Wirtschaftsgeschichte nicht dröge daherkommen muss, sondern liefern einen flotten und fundierten Überblick von bäuerlichen Wirtschaftsformen bis hin zur OCCUPIED-Bewegung.

Michael Goodwin und der Illustrator Dan E. Burr zeichnen (im wahrsten Sinne des Wortes) die Entwicklung der Wirtschaftssysteme chronologisch und im Stil eines Comix nach. Beginnend mit den Frühformen kapitalistischer Systeme und ihrer Vordenker Adam Smith, Thomas Maltus, David Ricardo wird die weitere Entwicklung im Kontext der Lebenssituationen unterschiedlicher Bevölkerungsschichten und der Erfindungen und technischen Neuerungen sehr plausibel beschrieben. Im Vorübergehen versteht der Leser die Bedeutung wirtschaftlicher Fachbegriffe – hier erweisen sich die Vorteile der bildhaften Darstellung: den Autoren gelingt es durch diese Konkretisierung meist mit wenigen Bildern komplexe Konstrukte wie Geld- und Konjunkturkreislauf, Goldstandards oder Angebot und Nachfrage einprägsam zu visualisieren.

Die Grenzen des Wachstums, Reaganomics und ein bißchen „Change“

Eher ungewöhnlich und ein wirklicher Gewinn, dass sich das Buch auch sehr intensiv der Zeit nach dem 2. Weltkrieg widmet, wobei die Geschichte weniger mit europäischem, sondern mit US-amerikanischem Schwerpunkt betrachtet wird. Neben einem kurzen Blick auf das Treiben der verschiedenen amerikanischen Präsidenten lernen wir so die Thesen einflussreicher Ökonomen wie Friedman und von Hayek und die Folgen von Ölkrise und Globalisierung kennen. Interessant zu lesen, wie die akademische Wirtschaftswissenschaft in USA ihre Modelle sukzessive um weitere Einflussgrößen erweiterte und quantifizierte (darum gehen auch fast alle Wirtschafts-Nobelpreise an US-Forscher). Von Reaganomics und der Geldpolitik der FED geht der Blick weiter zum Ende des kalten Krieges und den Verteilungsdiskussionen zwischen Arm und Reich unter den Präsidenten Clinton, Bush und Obama. Visualisierungen der Finanzkrise zeichnen ein eher pessimistisches Bild – aber immerhin haben wir nun alle verstanden, wie es so weit kam.

Originalität Erkenntnisgewinn
VerständlichkeitSpaßfaktor

Michael Goodwin, Dan E. Burr: Economix. Wie unsere Wirtschaft funktioniert. Verlagshaus Jacoby, 2013, 304 Seiten.
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