Freitag, Oktober 11, 2024
Science

„Bild der Wissenschaft“ meets „BILD“

Die größten Rätsel wurden stets nur von einigen wenigen genialen Denkern gelöst.“  

Ein Streifzug durch die noch ungelösten Fragen in Natur- und Geisteswissenschaften – ganz scharf an der Esoterik-Grenze lang.

Paturi trägt hier ca. 50 offene Fragen / Rätsel aus unterschiedlichen Bereichen der Wissenschaft zusammen. Der Reiz liegt zum einen darin, dass man als Leser zunächst etwas lernt, da Paturi ganz kompetent und gewitzt den Stand der Erkenntnis zu dem Thema darstellt (z.B. was sind Neutrinos? Wie entstehen Tsunamis? Wie viele Arten von Lebewesen gibt es auf der Erde? Was ist der Sinn des Lebens? Lässt sich die Existenz Gottes beweisen?). Allerdings wird schnell klar, dass hinter jeder Antwort viele weitere Rätsel warten, die noch gelöst werden wollen. Zum anderen gerät der interessierte Leser schnell in die Fänge des Autors, da der ein breites Spektrum an Themen aufblättert und viele der formulierten Fragen tatsächlich überraschend und mysteriös erscheinen:

  • Gefriert heißes Wasser schneller als kaltes Wasser? (entdeckt von Erasto Mpemba, einem Schuljungen aus Tansania)
  • Lässt sich der Gebrauch eines Handys tatsächlich in Bildern getrockneten Speichels erkennen? (siehe Tropfenbilder von Bernd H. Kröplin)
  • Sind Schiffsunglücke im Bermudadreieck tatsächlich auf große Vorkommen von Methanverbindungen im Ozean zurückzuführen?
  • Wie kommt es, dass sich bis zu 320kg schwere Gesteinsbrocken im Death Valley mit etwa 7km/h bewegen (obwohl dies noch nie jemand beobachten konnte)?
  • Gibt es ein Zellengedächtnis, dass das Selbst von Organempfängern verändert?
  • Gibt es im Koran eine Art mathematisches Echtheitssiegel, bei dem die Zahl 19 eine zentrale Rolle spielt?


Gratwanderung zwischen Esoterik und Wissenschaft

Die Herausforderung für den Leser liegt darin, die Spreu vom Weizen zu trennen: viele der offenen Fragen haben Hand und Fuß – einige sind sogar mittlerweile beantwortet. Z.B. wurde das Higgs-Teilchen bei Messungen am CERN in Genf nachgewiesen, auch haben US-Forscher das Rätsel der wandernden Steine im amerikanischen Death Valley gelöst: Wind, Wasser und Eis treiben die schweren Gesteinsbrocken vor sich her.
Bei einigen Fragen jedoch scheinen Spekulationen in Erich von Däniken – Manier Vater des Gedankens zu sein und als Nicht-Archäologe oder als Nicht-Physiker ist es nicht trivial, zu erkennen, wo die Trennlinie verläuft. Vielleicht macht die Suche nach dieser Trennlinie aber auch gar keinen Sinn, schließlich wurden viele der heute akzeptierten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Beginn für Hokuspokus gehalten. Daher sei dem interessierten Leser geraten, offen zu sein für diesen spannenden Mix aus natur- und geisteswissenschaftlichen Themen bis hin zur Grenze der Esoterik. Manche der Fragen bieten noch Spielraum, als Entdecker in die Geschichte einzugehen. Wenn Sie es eher mit Gauß als mit Humboldt halten, gibt es alleine mehr als 100 wichtige Fragen rund um Primzahlen (z.B. gibt es unendliche viele Primzahlenzwillinge?). Wem das nicht gelingt, der hat sicher 2 vergnügliche Stunden mit dem Buch und schaut auch noch etwas links und rechts – den gesunden Menschenverstand einzuschalten, schadet aber sicherlich nicht. 

Originalität Erkenntnisgewinn
VerständlichkeitSpaßfaktor

Felix R. Paturi: Die letzten Rätsel der Wissenschaft. Piper Verlag, München 2007, 365 Seiten.
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