Wirtschaft macht Ah…
„Wir haben gesehen, dass der Kapitalismus keineswegs eine unveränderliche „Natur des Menschen“ widerspiegelt, sondern vielmehr altehrwürdige gesellschaftliche Abläufe wie ein Vulkanausbruch durcheinanderwirbelte.“
Wenn Sie den Eindruck haben, dass etwas mehr Hintergrundwissen guttäte, um das wirtschaftliche Geschehen zu verstehen – die beiden Autoren haben die Thematik durchdrungen und können die Zusammenhänge strukturiert darstellen.
Braucht man wirklich ein permanentes wirtschaftliches Wachstum? Macht die Rettung der überschuldeten europäischen Staaten Sinn? Hat die Globalisierung eher positive oder negative Seiten?
Wir haben uns meist zu diesen und ähnlichen wirtschaftlichen Fragen eine Meinung gebildet, ohne oftmals genau die Zusammenhänge und historischen Hintergründe zu verstehen. Die beiden Autoren erläutern hier wichtige Begriffe, Konzepte und Sachverhalte, die nötig sind, um die auch in Zukunft anstehenden Veränderungen zu verstehen und zu bewerten.
3 Ökonomen
Zunächst lesen Sie, was mit dem Begriff „Marktwirtschaft“ überhaupt gemeint ist und wie das kapitalistische Wirtschaftssystem im Rahmen der industriellen Revolution seinen Anfang nahm. Der Überblick über die Gedankengebäude der 3 Ökonomen Adam Smith, Karl Marx und John Maynard Keynes überzeugt: Man versteht, wie Smith ein marktwirtschaftliches System als Mechanismus zur Bereitstellung und Verteilung von Gütern innerhalb einer Gesellschaft sieht, das sich ohne äußeren Eingriff reguliert („Laissez faire“). Karl Marx – kein Fachmann im Ordnen seiner persönlichen Finanzen – blickt in der Theorie des Mehrwerts auf den Profit des Unternehmers, der letztlich aus unterbezahlter Arbeitskraft entsteht, und prognostiziert eine zunehmende Instabilität des kapitalistischen Systems. Keynes – einer der späteren Architekten des Abkommens von Bretton Woods – zeigt, wie die „Defekte“ des Kapitalismus durch stimulierende Staatsausgaben in einer Phase der Stagnation zu reparieren sind: wenn die Wirtschaft in einem Zustand der Unterbeschäftigung verharrt, ist es Aufgabe des Staates durch finanz- und geldpolitische Mittel die Nachfrage so zu steigern, dass wieder Vollbeschäftigung herrscht.
Makro- und Mikroökonomie
Nach diesem Einstieg in die Lebensgeschichte der Wirtschaft werden die grundlegenden Zusammenhänge der Makro- und Mikroökonomie beschrieben: Warum ist ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts wünschenswert? Warum schwankt die Nachfrage? Wie werden beim Investieren Ressourcen eingesetzt, um Kapitalgüter zu schaffen? Warum hat die Höhe der Investitionsausgaben einen zyklischen Verlauf? Kann/sollte der öffentliche Sektor durch zusätzliche Ausgaben mangelnde Investitionen im Unternehmenssektor anstoßen? Wenn Unternehmen durch Kreditaufnahme ihre wirtschaftlichen Aktivitäten ausdehnen, warum sollte dies nicht auch ein Staat tun? Die Autoren neigen zu der These, dass auch die öffentliche Hand gefahrlos ein Haushaltsdefizit eingehen sollte, und werden damit gewiss nicht alle überzeugen können. Sie erfahren, wie Geld und Bankensysteme funktionieren; auch die Rolle des Preises hinsichtlich des Kaufverhaltens ist interessant und nicht nur für Unternehmer ist es wichtig zu verstehen, wo Märkte funktionieren und in welchen Situationen nicht. Mit diesem Wissen versorgt, kann man sich kommende Herausforderungen anschauen: was bedeutet eine hohe/niedrige Inflationsrate für unser System? Wie werden sich Einkommen und Vermögen in Zukunft verteilen? Liegt die Zukunft in multinationalen Unternehmen oder sind agile Schnellboote diesen Riesendampfern überlegen? Macht eine nationale Wirtschaftspolitik überhaupt noch Sinn? Welche Auswirkungen werden die zunehmende Digitalisierung und der technische Fortschritt spielen?
Originalität | Erkenntnisgewinn | ||
Verständlichkeit | Spaßfaktor |
Robert Heilbroner, Lester Thurow: Wirtschaft. Das sollte man wissen. Campus Verlag, 2002, 316 Seiten. |