Donnerstag, Dezember 5, 2024
Management

Präsentierst Du noch oder schläft der Zuhörer schon?

„Wenn Sie vorhaben, PowerPoint-Folien abzulesen, können Sie die Präsentation ebenso gut sofort absagen.“

90% aller heutzutage gehaltenen Präsentationen sind der Kategorie „Betreutes Lesen“ zuzuordnen: der Vortragende liest die Stichpunkte vor, die auf seinen Folien aufgelistet sind, und umschreibt jeden der Punkte nacheinander mehr oder weniger ausschweifend. Jeder halbwegs intelligente Zuhörer hat innerhalb von 15 Sekunden alle Stichpunkte auf der Folie gelesen und verstanden und langweilt sich nun die Minuten bis zur nächsten Folie geblättert wird – und dies wiederholt sich noch 20-30- mal, bis der Vortrag endlich geschafft ist.
Allerdings gibt es zum einen mittlerweile eine Reihe von lobenswerten Versuchen, althergebrachte Konferenz- und Vortragsformen aufzubrechen (von Science Slam, Pecha Kucha bis TED). Garry Reynolds beschäftigt sich zum anderen hier damit, wie man großartige Präsentationen unter Beachtung der Prinzipien Beschränkung und Einfachheit angeht und tatsächlich eine Wirkung beim Zuhörer erreicht.

Inspiration und Begeisterung

Eine wesentliche Regel besagt, auf Folien nicht die gesprochenen Worte zu wiederholen, sondern mit hochwertigen Fotos emotional zu verstärken – nie mehr als 6 Wörter pro Folie! Neben vielen handwerklichen Tipps auf diesem Weg appelliert Reynolds an den Redner, Inspiration und Begeisterung zuzulassen: „Die wirklich kreativen Köpfe … sind in der Lage, einen anderen Blickwinkel einzunehmen.“ Wow – wer möchte das nicht? Braucht man tatsächlich Einsamkeit und Entschleunigung, um das große Ganze zu sehen und dann bessere Präsentationen zu halten? Weniger Geschäftigkeit ist sicher wünschenswert, aber viele der hier gezeigten Beispiele liefern schon sehr hilfreiche Inspiration hin zu überzeugenden Präsentationen, ohne dass man vor jeder Rede Tage in der Einöde verbringen muss, um seine Gedanken zu ordnen.
Von der Kernbotschaft ausgehend zu einem Storyboard zu kommen und dies dann überzeugend zu visualisieren, ist möglich. Die vielen beeindruckenden Beispiele im Buch weisen den Weg – den Schalter im Hirn vor der nächsten Präsentation umlegen, muss aber jeder selbst. Auf der Bühne sich dann ganz im Hier und Jetzt zu sammeln, ohne an Vergangenheit und Zukunft zu denken und die Präsentation mühelos wirken zu lassen, geht nur mit Übung, Übung, Übung – Schwertkämpfer statt Vorleser.

OriginalitätErkenntnisgewinn
VerständlichkeitSpaßfaktor

Garr Reynolds: ZEN oder die Kunst der Präsentation. Mit einfachen Ideen gestalten und präsentieren. Addison-Wesley Verlag, 2013, 300 Seiten.
HEISENBERG Links